Rudolf Geith - Fotos aus dem Krieg

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Die Kriegsfotos

 

Rudolf Geith hat den Krieg im Osten vom Beginn bis zur Schlacht von Stalingrad erlebt. Er ist als einer der letzten deutschen Soldaten aus dieser Schlacht nach Deutschland zurückgekehrt. Den Krieg hat er wie durch wie durch ein Wunder ohne äußere Verletzung überlebt, nie wurde er verwundet. Dennoch hat ihn sein Erlebnis des Krieges für den Rest seines Lebens schwer beschädigt, seine Angst und sein Entsetzen vor dem, was er erleben musste, hat ihn bis zu seinem Tod verfolgt. In den Träumen vor allem ist der Krieg sehr oft zurückgekehrt und hat ihn nicht losgelassen. Er hat darüber nie reden können, niemand aus seiner Verwandtschaft oder von seinen Freunden kann sich erinnern, dass er davon erzählt habe. Nur seine Fotos geben davon Zeugnis.

Die Fotos von Rudolf Geith sind wohl in den Jahren 1939 bis in den Winter 42/43 entstanden, also von Kriegsbeginn bis zur Schlacht von Stalingrad. Stalingrad kommt in den Fotos selbst nicht mehr vor, jedenfalls lassen sich bislang keine Bilder eindeutig diesem Ort und Zeitraum zuordnen. Auch die Zeit vor dem Russslandfeldzug ist nur in wenigen Aufnahmen aus der Ausbildung gegenwärtig. Rudolf Geiths Thema war der Krieg im Osten.

Die Fotos sind das Werk eines Amateurs, eines Hobbyfotografen, aber sie sehen durchaus wie die Arbeit eines Profis aus. Was hier zu sehen ist, sind etwa 150 Aufnahmen, die aus etwa 300 erhaltenen Bildern ausgewählt sind.

Fotografien eines Amateurs gelingen zuweilen, meist gelingen sie aber nicht. Der Zufall macht manche zu schönen Bildern oder zu wertvollen Dokumenten. Die meisten verschwinden irgendwann in den Familienalben oder im Papierkorb. Schon die technische Beherrschung der Kamera stellt für die meisten Amateure ein großes Problem dar. Viel schwieriger noch ist die Bewältigung der ästhetischen Fragen, die sich dem Fotografen stellen. Die Komposition der Aufnahme, die Wahl des Bildausschnitts, der Belichtungszeit und der Blende, die Gestaltung von Vordergrund und Hintergrund, ja schon die Wahl des Motivs, das auf einer schwarzweißen Aufnahme Eindruck machen kann, - das alles sind schwierige Entscheidungen.

 

Rudolf Geith hat wohl mit einer Zeiss Ikon fotografiert. Sie war wahrscheinlich häufig unter ambitionierten Amateuren zu finden. Die Zeiss Ikon konnte, ja musste man zum Tragen zusammenklappen, das Objektiv, das einen gefalteten Mantel aus Pappe hatte, verschwand dann in der Kamera, ein stabiler Deckel schloss sich darüber. Die Kamera war dann ein recht flacher Kasten, der ganz gut ständig getragen werden konnte. Die Belichtung musste natürlich mit einem eigenen Gerät gemessen werden und irgendeine Art von Automatik gab es natürlich nicht. Belichtungszeit und Blende mussten dann von Hand am Objektiv eingestellt werden. Ein aufwendiges Verfahren also, schnelle Schnappschüsse konnten damit nur in seltenen Ausnahmefällen gelingen. Die Qualität der Bilder war aber durchaus nicht schlecht, was auch daran lag, dass die Filme, also die Negative, schon die Größe der Abzüge hatten, Qualitätsverluste durch Vergrößerung sind dabei also nicht entstanden. Alles hing davon ab, wie geschickt der Fotograf seine Aufnahme vorbereitet hatte und wie konzentriert und ruhig er im Moment war, in dem er auf den Auslöser drückte.

Wie sicher Rudolf Geith in diesem Handwerk war, zeigen diese Vergrößerungen, die ja das ursprüngliche Format von 5mal 6 auf ein Vielfaches vergrößern. Trotzdem zeigen sich nur geringe Verluste in der Schärfe.

 

Die Zahl der Aufnahmen, die Rudolf Geith gelungen ist, liegt weit über dem Durchschnitt eines normalen Amateurs. Er hat da wohl ein besonderes Talent gehabt.

Die meisten Fotografen, professionelle zumindest, haben ganz bestimmte Interessen, was ihre Motive angeht. Rudolf Geith bildet alles Mögliche ab. Die Natur und die Menschen, Deutsche und Russen, Architektur und Kunst, markante Ansichten von Städten, die Schlachtfelder und die Kriegstechnik. Zu Anfang seines Dienstes in der Wehrmacht, in der Ausbildungskompanie von Saaralbe, hat er ein paar Bilder aufgenommen, die sehr an Erinnerungsbilder aus Familienarchiven erinnern, man sieht auch den Fotografen selbst, posierend vor Kameraden in einem Haus, die andern schauen aus dem Fenser, er selbst steht daneben, den Blick in die Kamera gerichtet. Er ist wohl stolz auf seine Kamera und wohl auch auf seine Fähigkeit damit umzugehen, er ist der Held dieser Aufnahme, die etwas Unbeschwertes und geradezu Fröhliches hat: man weiß ja noch nicht, zu was man da ausgebildet wird.

Es gibt eine Gruppe von Bildern, die in technischer Hinsicht aus der Menge der Fotos herausfällt. Sie sind oft in schlechtem Licht aufgenommen, sind etwas unscharf, wenn auch immer noch deutlich, sie sind in der Komposition des Dargestellten kaum bewusst gestaltet. Diese Bilder sollen nur etwas festhalten, was dokumentiert werden muss. Es handelt sich um Darstellungen von Kriegsverbrechen der Wehrmacht. Es sind Bilder von erschossenen oder erhängten Zivilisten, von der Zerstörung eines Dorfes. Dagegen sind selbst die Bilder des Schlachtfelds technisch und in der Bildkomposition durchweg gelungen, auch wenn die Motive uns den ungeheuren Schrecken des Kriegs vermitteln.

Ich weiß nicht, warum das so ist. Ob es verboten war, solche Aufnahmen zu machen, so dass sie also heimlich entstanden sind? Oder war es einfach so, dass sie auch dann gemacht werden mussten, wenn das Licht schlecht war, die Zeit knapp und die Aufnahmewinkel ungünstig? Oder hat ihn dann doch der Schrecken oder der Zorn zittern lassen und das sonst so sichere Gefühl für den richtigen Bildausschnitt hat ihn verlassen?

Vielleicht hat das alles dazu beigetragen, dass wir also hier Bilder haben, die ihre Existenz und ihre Aufnahme in diese Ausstellung nicht der handwerklichen Qualität der Aufnahmen verdanken, sondern nur den Motiven, die darauf zu sehen sind. Es sind Anklagen und Beweisstücke, da hat einer, der selbst die Uniform der Eroberer trug, dokumentiert, was die eigene Armee verbrochen hat. Das ist etwas anderes als die Aufnahmen, die wir von amerikanischen Soldaten etwa aus dem Irakkrieg kennen, die ja stolz und dumm die eigenen Verbrechen der Welt präsentieren um damit anzugeben. Diese hier sind aus der Perspektive des unfreiwilligen Zeugen gemacht, keine Siegerpose ist zu sehen, sondern nur die Zerstörung menschlichen Lebens. Auch die Hingerichteten werden nicht zu idealisiert, da wird niemand beim Betrachten geneigt sein, Helden zu bewundern oder zu verehren. Man kann das nur mit Abscheu sehen und Entsetzen, erst später und in der Reflexion stellt sich der Zorn ein und das Mitleid.

Über all das hat Rudolf Geith nie gesprochen. Worüber er nicht reden konnte, das musste er fotografieren.

Das Themenfeld, das ihn als Fotograf interessiert, ist weit gespannt. Er bewundert die russische Landschaft, ihre Weite und ihre Urwälder, immer wieder versucht er den Schnee abzubilden, mit erstaunlichen Erfolgen. Er sympathisiert mit den Bauern, zeigt ihre Häuser und ihre Arbeit, er ist aber auch fasziniert von jeder Art von Technik, von der Kriegstechnik der Wehrmacht ebenso wie von den Bauwerken der Russen. Was er etwa an Brücken oder neu erbauten Hochhäusern zeigt, ist in der Tat imponierend. Und dann, immer wieder, das Elend des Krieges, wie er die Städte zerstört und die Menschen.

Kaum ein anderes Medium erscheint im Rückblick so typisch für das vergangene Jahrhundert wie die Fotografie.

Die Kamera war neu und ein technisches Wunderwerk, befriedigte die Lust an der Technik und hatte den Ruf, unbestechlich und objektiv die Wirklichkeit abzubilden. Sie war schnell und im Vergleich zur Zeichnung oder dem Gemälde auch für Laien zu benutzen, gewissermaßen hat sie die Welt der Bilder auf diese Weise demokratisiert, etwa so wie heute das Internet und der Computer den Eindruck erwecken, man könne überall mitmachen, konsumierend und gestaltend.

Das ist natürlich eine falsche oder zumindest fragwürdige Wertung, wir wissen, dass die Fotografie und vor allem ihr jüngerer Bruder, der Film, eine ganz zentrale Rolle in der Manipulation der Massen gespielt haben. Ihre Objektivität ist nur scheinbar, ja gerade deshalb, weil sie scheinbar keine Partei vertreten, ist es um so leichter, mit ihnen zu lügen. Der Lügner ist nicht sichtbar, steht hinter der Kamera, hat scheinbar nichts mit dem Ergebnis zu tun, auf dem scheinbar nur zu sehen ist, was er in der Wirklichkeit vorgefunden hat.

Aber wir wissen, dass von der Wahl des Motivs und des Bildausschnitts, von der Position der Kamera bis zur Belichtungszeit und der Blende alles zur Aussage und Botschaft der Aufnahme beiträgt. Der Fotograf wertet, was er abbildet. Und weil das für den Laien nicht offensichtlich ist, sind fotografische Produkte besonders geeignet, den Betrachter zu manipulieren, ihm etwas als wahr oder falsch, gut oder richtig, schön oder hässlich erscheinen zu lassen, ohne dass er merkt, wie sehr er sein Urteil der Kunst des Fotografen verdankt. Der naive Betrachter glaubt ja, nur eine Widerspiegelung der Wirklichkeit zu sehen.

Unter den Fotos aus dem Nachlass von Rudolf Geith finden sich ein paar, die er nicht selber gemacht hat. Schon das Fotopapier bei diesen Bildern ist dick und teuer, was auf ihnen zu sehen ist, sind Inszenierungen der Wehrmacht, Gedenktage und offizielle Feiern, angetretene Truppen und inspizierende Offiziere, fotografiert von Berufsfotografen. So wollten die Mächtigen gesehen werden, so sollten sie die Untertanen sehen. Solche Aufnahmen ließ die Heeresleitung an die Soldaten verteilen, das war das Bild der Wehrmacht, das die Soldaten in die Heimat mitbringen und vorzeigen sollten. So also sollte die Armee in den Familienalben sichtbar sein.

Rudolf Geith hat anders fotografiert. Sein Blick ist nicht offiziell sondern privat. So wird in seiner Hand die Kamera nicht zum Propagandainstrument, sondern zu einem Werkzeug, das die eigene Geschichte festhält, die eigene Perspektive auf das, was wir aus den Geschichtsbüchern kennen. Also wird der Fotoapparat eben doch zu einem Mittel der Machtlosen, sich der Welt und der eigenen Wirklichkeit zu vergewissern. Die bekannte Wehrmachtsausstellung hat gezeigt, dass viele Soldaten in dieser Weise ihre eigene Geschichtsschreibung mit der Kamera betrieben haben, das war nicht zu verhindern und insofern waren diese kleinen Wunderwerke der Technik eben doch so etwas wie eine List der Geschichte, die Wahrheit gegen die offiziellen Bilder zu behaupten.

 

Professionelle Fotos sind - zumindest in Zeitendes Kriegs und der Gewaltherrschaft- fast immer Auftragsarbeiten. Damiit dienensie den Zwecken der Propaganda und der Ideologie. Denn der, welcher sie bestellt hat und bezahlt, will ja seine Herrschaft festigen und nicht untergraben.

Wie kann man aber den Krieg fotografieren, den männermordenden, den menschenfressenden, und damit die Macht der Kriegsherren stützen? Muss niht jeder Anblick des Krieges zu dem Aufschrei führen: Nie Wieder!

Aus diesem Dilemma hat sich die offizielle deutsche Kriegsfotografie nicht befreien können. Sie konnte deshalb nicht den Krieg ins Bild bringen sondern nur seine Dekoration: Paraden und inspizierende Offiziere, Kriegsmaschinerie in der Vorwärtsbewegung. Panzer und Lastwagen und Kanonen also, auf dem Bild von links nach rechts fahrend, denn das ist in der Symbolsprache unserer Bilder die Idee des Vorwärts. So bildet man den Eroberer ab, und wenn der eroberte Raum im Osten liegt, verbindet sich diese Empfindung noch mit der Logik der Landkarten, auf denen der suchende Finger sich ja auch von links nach rechts bewegt, wenn er die Bewegung der nach Osten marschierenden Truppen nachvollzieht.

Ein Wagen, der von rechts nach links führe, wäre auf der Flucht, auf dem Rückzug. Eine solche Fahrt ist deshalb auf den offiziellen Fotos nicht zu sehen. Das kann so wenig in der amtlichen Darstellung des Krieges vorkommen wie ein siegreicher Feind, das darf es nicht geben.

 

Auch die Hässlichkeit des Sterbens und das Widerliche des Tötens darf es nicht geben, nicht die hilflosen Zivilisten und die verstümmelten Leichen, den Dreck der Lager und der Gräben,die gesetzlosen Hinrichtungen von Fahnenflüchtigen, Verrätern, Partisanen, Kollaborateuren und Befehlsverweigerern. All das darf es in der offiziellen, bezahlten und veröffentlichten Fotografie nicht geben: Es wäre die Wahrheit über den Krieg.

All das gibt es in den Bildern von Rudolf Geith.

Wir wissen nichts Sicheres über seine Ausrüstung, seine Kamera ist verloren gegangen, die Erinnerungen der Familie an den Apparat sind unklar und bruchstückhaft. Eine Ausbildung hat er jedenfalls nicht gehabt, den Umgang mit der kamera hat er sich selbst beigebracht. Er war ein begabter Handwerker, Konstruktion und Funktion eines Werkzeugs zu verstehen, das hatte er in seinen Berufen gelernt.

Aber woher hatte er den Blick für Motive und Situationen, für Proportionen und Komposition? Kann man das einfach haben und können, ohne es gelernt zu haben? Wenn es eine Phase des Lernens und Übens gab, des Probierens, dann muss es eine kurze und erfolgreiche Lernzeit gewesen sein. Was wir auf den Bildern sehen, ist meisterhaft.

Ob er Vorbilder gehabt hat, Fotografen, von denen er lernen Konnte? Wohl kaum, wenn man davon absieht, dass er vielleicht an offiziellen Fotos technische Möglichkeiten nachempfunden hat.

Er wollte wohl sich sein eigenes Bild machen, den Krieg zeigen, wie er sich ihm gezeigt hat. Streng subjektiv, nur dem eigenen Interesse und dem eigenen Wollen verpflichtet.

Aber wem denn wollte er das zeigen? Er hat diese Bilder jedenfalls nie seiner Familie gezeigt. Hat er sie seinen Kameraden an der Front gezeigt, die dafür ja zum Teil richtig posiert haben, denen jedenfalls seine Kamera bekannt war?

Hat er im Moment der Aufnahme geglaubt, dass er sie später zeigen würde, um so zu vermitteln, was er erlebt hatte?

Hat er dann später davon Abstand genommen,wollte oderkonnte er den Schrecken später nicht mehr zeigen?Oder hatt er nie diese Absicht, waren die Fotos immer nur als Stütze der eigenen Erinnerung gedacht?

Oder als Beweisstücke, dass das Unfassbare wirklich geschehen ist, dass es dokumentiert werden muss, dass es nicht vergessen werden darf?

Aber warum hat er dann nach dem Krieg die Bilder nicht gezeigt und nicht darüber geredet? War das allgemeine Vergessen und Verdrängen in der bundesdeutschen Gesellschaft so stark, dass er sich nicht dagegen stellen wollte? Oder wollte er, vielleicht nur mit einem Teil seiner Seele, selber vergessen, verdrängen und nicht mehr wahr haben, was sein Auge gesehen, was sein Objektiv erfasst hatte?

Auf all diese Fragen haben wir keine Antwort. Wir haben nur die Fotos, die ihre Sprache sprechen. Klein, klar und farblos erzählen sie, was zu sehen war. Berichten von Bauwerken und Landschaften, Maschinen und Menschen. Zeigen Bewunderung und Schrecken, Freundlichkeit und Tod. Alles, was Rudolf Geith in der Erinnerung später gequält hat und was er niemandem schildern konnte. Worüber er nicht sprechen konnte, das musste er fotografieren.

 

Sein Leben war bestimmt durch die Politik, also meist beschädigt.

Als Jüngster von acht Brüdern hatte er in Neunkirchen auf der Grube Heinitz den Bergmannsberuf gelernt, kurz nach dem ersten Weltkrieg, zur Zeit also, als das Saarland nach dem Mandat des Völkerbunds von Frankreich verwaltet wurde.

Die Franzosen haben dann dem begabten jungen Handwerker die Ausbildung zum Ingenieur angeboten. Neben der Arbeit konnte er so auf der Bergschule der Saarbergwerke eine Art Fachstudium absolvieren und dann zum Steiger befördert werden. Eine faszinierende Chance.

Bei einem Streik gerät Rudolf Geith dann zum ersten Mal in die Mühle der Politik. Ultimativ verlangt sein Vater, dass er sich wie seine B rüder an diesem Streik beteiligt. Um den Frieden mit der Familie zu erhalten, tut er es und wird von den Franzosen aus der Schule verwiesen. Aus der Traum von der Karriere als Steiger, - diese Enttäuschung wird ein Leben lang an ihm nagen, noch nach dem zweiten Krieg wird er diese Katastrophe beklagen.

Er verlässt dann den Bergbau und absolviert im nahen Dorf Einöd eine Lehre als Metzger. Arbeit findet er dann vor allem in Frankreich, stolz präsentiert er sich auf Betriebsfotos in Thionville oder Metz mit den französischen Kollegen. Er findet Freunde in Metz, lernt die französische Sprache.

Auch dieses Glück zerstört die Politik. Nachdem die saarländische Bevölkerung war im Januar 1935 aufgerufen, über die Frage abzustimmen, ob das Saarland künftig zum Deutschen Reich gehören solle, das schon seit zwei Jahren von der Nationalsozialistischen Herrschaft stand. Die Saarländer stimmten mit überwältigender Mehrheit dafür. Das Saarland wurde Teil des Deutschen Reichs und Rudolf Geith war zum zweiten Mal daran gescheitert, eine berufliche Existenz in Kooperation mit den Franzosen aufzubauen. Er darf nicht mehr in Frankreich arbeiten, er muss zurück ins Saarland kommen, er wird für eine längere Zeit arbeitslos. Er macht dann eine weitere Ausbildung und arbeitet als Schweißer, seine dritte berufliche Existenz.

Der Krieg zerstört auch das. Ein Foto zeigt ihn mit seiner Frau und der Tochter bei einem Urlaub von der Front. Seine Frau Anna versucht ein krampfhaftes Lächeln. Sein Blick bleibt düster.

Als er aus dem Kessel von Stalingrad evakuiert wird, ist die kamera verloren. Von Stalingrad gibt es keine Bilder von Rudolf Geith.

Seine Tochter erinnert sich, dass ihr Vatger immer stolz darauf war, dass er keine militärische Karriere gemacht hat. Bis zum Kriegsende ist er Obergefreiter geblieben. Er sei wohl, so meinte er, zu aufsässig gewesen.